
Depression, Trauer & Verlust
Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. 6,5 Prozent der erwachsenen österreichischen Bevölkerung leiden zu einem bestimmten Zeitpunkt an einer depressiven Erkrankung. Frauen sind laut Statistik häufiger betroffen als Männer. Depressionen unterliegen typischerweise einem sogenannten episodischen Verlauf. Eine depressive Episode äußert sich vor allem in gedrückter Stimmung, Interessenverlust sowie Freud- und Antriebslosigkeit. Weitere Symptome können sozialer Rückzug, Hoffnungslosigkeit und Suizidgedanken sein. Die Ausprägung der Symptome kann unterschiedlich stark ausfallen, dementsprechend unterschiedlich ist auch der Leidensdruck der Betroffenen.

Bei schweren Depressionen können auch psychotische Symptome auftreten und mit einem zeitweiligen weitgehenden Verlust des Realitätsbezugs einhergehen (Wahnvorstellungen, Halluzinationen etc.). Es ist auch möglich, dass eine Depression saisonabhängig entsteht, beispielsweise in den Wintermonaten die sogenannte „Herbst-Winter-Depression“.
Ziele einer Behandlung sind im Allgemeinen die Milderung bzw. Rückbildung von Symptomen und Beschwerden, die Verhinderung eines möglichen Suizids, die Wiederherstellung psychozialer bzw. beruflicher Integration, sowie das Erkennen von Frühwarnzeichen um eine Rückfallswahrscheinlichkeit zu senken.
Welche Behandlung empfehlenswert ist, hängt davon ab, wie viele Symptome auftreten, wie schwer sie ausgeprägt sind und wie stark sie die Betroffenen einschränken. Manchmal kann bei mittleren und schweren Formen zusätzlich zur psychologischen eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein.
Eine entsprechende Behandlung der depressiven Symptomatik ist in jedem Fall überaus wichtig, sie kann akutes Leiden sowie das Risiko für eine weitere depressive Phase erheblich verringern oder sogar abwenden.
Die Trauerreaktion durch den Verlust eines nahestehenden Menschen ist durch das Auftreten von intensivem Trennungsschmerz, Sehnsucht, Traurigkeit, schmerzvollen aber auch positiven Erinnerungen an die verstorbene Person und gemeinsam Erlebtes gekennzeichnet. Die Intensität der Trauer nimmt in den meisten Fällen im Verlauf der Zeit ab und es gelingt der trauernden Person, sich allmählich an die neuen veränderten Lebensumstände ohne die verstorbene Person anzupassen, den Blick wieder in die Zukunft zu richten und sich neuen Aufgaben, Aktivitäten und Beziehungen zuzuwenden. Trauer per se ist kein pathologisches Phänomen, sondern eine gesunde Reaktion. Ein Großteil der Verluste wird von den Hinterbliebenen im Rahmen einer normalen Trauerreaktion angemessen bewältigt.
Gelingt die Verarbeitung eines Verlustes nicht, kann der Trauerprozess in eine pathologische Trauerreaktion münden, die durch das Steckenbleiben bzw. Verharren im Trauerprozess gekennzeichnet ist. Sie unterscheidet sich von der normalen Trauer sowohl durch die Intensität als auch die Qualität und Dauer der Trauersymptome. Risikofaktoren für die Entstehung einer anhaltenden Trauerreaktion umfassen u. a. mehrfache Verluste, traumatische Todesumstände, eine bereits bestehende Traumatisierung, eine psychische Vorerkrankung sowie eine ambivalente Beziehung zu der verstorbenen Person.
Etwa 10 % der Trauernden können den Trauerprozess nicht abschließen und entwickeln eine anhaltende Trauerreaktion. Während der normale Trauerprozess in der Regel keine spezifische psychologische Behandlung benötigt, gibt es spezielle Interventionen für Hinterbliebene mit einem pathologischen Trauerverlauf.
Unterschied zwischen Trauerreaktion und Depression
Es bestehen enge Überschneidungen zwischen der anhaltenden Trauerreaktion und Depression, da beide ähnliche Symptome wie Traurigkeit, vermehrtes Weinen, Schlafstörungen und suizidale Gedanken umfassen. Während die anhaltende Trauerreaktion jedoch einen Auslöser (den Verlust) hat und die Leitsymptome die Sehnsucht und das Verlangen nach dem verstorbenen Menschen sind, ist die Depression v. a. durch Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Interessenverlust gekennzeichnet. Zudem ist das emotionale Erleben bei einer Depression verflacht, während es im Fall der anhaltenden Trauerreaktion eher zu rasch wechselnden emotionalen Zuständen kommt.